„Doch, doch …“, sagen die Rückenwind-Jungs, „ist schon schön, dass wir hier so viel mit den Mädchen zusammen machen. Aber trotzdem … Wir wollen auch mal für uns sein, Cihan. Die Mädchen haben doch jetzt auch ihre Chill-Gruppe mit Evelin …
Wir könnten doch …“
Und dann sprudeln sie nur so, die Vorschläge: Cihan macht mit den Jungs regelmäßig eine Fahrradtour; wir bauen im Garten eine Feuerstelle mit Sitzbänken; wir spielen zusammen Fußball; wir führen Männergespräche, weil man dann … besser reden kann; wir helfen, im Garten die Chill-Villa der Mädchen zu bauen; wir machen ein Picknick, nur Jungs. Wir …
Da war der Weg, den das Rückenwind-Team so lange gesucht hatte: Intensiv ins Gespräch kommen mit den Jungen vom Rückenwind. Vertrauen wachsen lassen, Gesprächsanlässe nutzen. Behutsam vom konkreten Beispielpunkt zu Gemeinschaft fördernden Komponenten kommen: Jeder ist anders. Respekt vor dem Anderen. Respekt vor der Arbeit Anderer. Wer bin ich? Wer bist du? Was kann ich gut?
Wo muss ich auf mich aufpassen? Was sind Grenzen? Welche Grenzen muss ich respektieren? Welche Grenzen muss ich setzen? Welche will/muss ich überwinden?
Aus jeder Frage entstehen mindestens drei neue …
Jede Woche eine Fahrradtour. Immer 10, 12, 15 Jungen mit Cihan, dem beliebten, qualifizierten Erzieher. Unterstützt von jeweils einem anderen männlichen Mitarbeiter.
Zum Fußballspielen auf einem Bolzplatz im Nachbarstadtteil. Andere Jungen kennen lernen. Ein Match machen. Gewinnen können, verlieren lernen. In der Runde sitzen, bei Wasser, Brötchen, einem Apfel. Sich ausquatschen, austauschen, den Tag genießen, mit der Wut über die Niederlage umgehen. Was ist eigentlich „ein richtiger Junge“? Müssen Jungs stark sein? Wann bin ich richtig in der Gruppe? Was ist Gruppendruck? 397 Gesprächsanlässe, mindestens.
Die gibt es auch beim Picknick auf der großen Spielwiese am Bootsteich im Speckenbütteler Park. Oder im Robinson Spielpark in Leherheide. Bei der Tour zum Rückenwind-Garten. Wenn Cihan und die Jungs durch die Van-Heukelum-Straße radeln und die Frauen vom Straßenstrich passieren. Als die Jungen zum ersten Mal ihre selbst gebauten Bänke um die selbst gebaute Feuerstelle stellen und dann ihr Lagerfeuer genießen. Da redet es sich leicht und gut und intensiv.
Dabei löst sich nicht jedes Problem. Aber so manches. Und nicht jeder Schritt ist immer für jeden ein Schritt nach vorn. Unter dem Strich und über die Wochen jedoch schon: Ich lerne mich kennen und lerne von anderen, andere lernen sich kennen und lernen von mir. Wer bin ich, wer bist du? Wer sind wir? Sind wir schon „wir“?
Respekt? Ich kann das.
DANKE für den finanziellen Rückenwind
Wilhelm und Käthe Kracke Stiftung
Ärztekammer Bremen